Archive for Februar, 2016

29 Feb 2016

Isolierung… oder doch nicht?

Ein Begriff im Baubereich wird ständig gewerksübergreifend verwendet, doch nur ein handwerklicher Fachbereich darf diesen zurecht anwenden.

Die Isolierung.

Und wer darf nun? Jepp, der Elektriker.

Auch die Industrie, Planer und manchmal sogar Sachverständige verwenden den Begriff >Isolierung< für Bauleistungen, welche der Isolierung bestimmungsmäßig nicht gerecht wird.

Es lässt sich heute nicht prüfen, ab wann die Isolierung den gewerkübergreifenden Siegesweg angetreten hat und warum gerade die Bauschaffenden ihn so inflationär verwenden.

 

Ein paar >falsche Isolationen< aus der Baupraxis:

Hausisolierung         Wärmedämmung

Dachisolierung         Dampfsperre / Dampfbremse, Auf- oder Zwischensparendämmung, Dachabdichtung

Mauerisolierung       Bauwerksabdichtung

Isolierglas                 Wärmeschutzglas

Rohrisolierung          Rohrdämmung

Schallisolierung        Schalldämmung

Isoliergrund              (Ab-) Sperrgrundierung

 

Besonders schön, wenn Fachfirmen Ihre Leistungen zum Beispiel so anbeiten:

„Wir bieten Ihnen energetisch optimierte Innovationen für Ihre Isolierung und Dämmung“ oder „Kosten sparen durch Isolierung und Dämmung“ oder „Hochwertige Dämmtechnik für die Wärmeisolierung“

Bleibt zu hoffen, dass ein Handwerker seinem Kunde immer das liefert was bestellt wurde. Also, der Kunde nicht eine Dämmung für sein Flachdach bekommt, obwohl nur eine Abdichtung gemeint war. 🙂

In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Isolierung.

 

11 Feb 2016

Und ewig grüßt der Mangelbegriff

Heute möchte ich einmal fragen, warum Juristen den Begriff „Mangel“ verwenden, wenn es um die Beweisfragenstellung in Rechtsstreitigkeiten geht?

Ok, zumindest gibt es ab und an den Versuch, dass Fragestellungen auf „technische Mängel“ eingrenzt werden.

Egal wie man das Kind nun bezeichnen mag (ob technisch oder nicht), es bleibt die Mangelbezeichnung… und das-ist-und-bleibt ein rechtlicher Begriff, welcher durch einen Sachverständigen nicht beantwortet werden kann.

Es geht noch irreführender, wenn den „armen“ Sachverständigen im Beweisbeschluß auferlegt wird, dass sie „…nur die …technischen Mängel beurteilen sollen.

Allein aus einer solchen Fragestellung („Mängel“ und „beurteilen“) werden Fallstricke für den Sachverständigen konstruiert, welche selbst ein gutes, fachlich fundiertes Gutachten zu nichte machen kann (Befangenheitsantrag), wenn der Sachverständige die Beweisfrage in gutem Glauben, Wort-für-Wort beantwortet.

 

Bau-Sachverständige beschreiben und bewerten ausschließlich technische Sachverhalte, auf deren fachliche Richtigkeit und regelkonforme Ausführung, nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik!

Ob sich hieraus ein Mangel ergibt? Das beurteilt dann ein Richter.

 

Beispiel: „Wärmedämmung (Material) in der Bauanschlußfuge zum Fenster“

In 2005 wurde in der VOB Teil C DIN 18355 „Tischlernorm“, der Passus zu den Dämmstoffen in der Bauanschlußfuge geändert. Sprach man in der Ausgabe 2004 allgemein von Dämmstoffen, wurde dies in  „mineralische Dämmstoffe“ eingegrenzt. (Abschnitt 3….)

In 2005 konnte diese „kleine“ Änderung fatale Auswirkungen auf die Bauschaffenden haben, wenn a) die VOB im Werkvertrag verbindlich vereinbart wurde und b) der Handwerker die Anschlußfuge mit Ortschaum befüllte. Gemäß Soll-Istzustand stellte dies eine negative Abweichung (VOB) dar und ein Bauherr konnte auf den Rückbau bestehen… ob notwendig/angemessen/sinnvoll oder nicht.

Nur hatte das nichts mit den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu tun, wo sich Ortsschäume, bei regelkonformer Anwendung, längst bewährt hatten.

Soll heißen, aus technischer Sicht konnte die regelkonforme Ausführung mit Ortschäumen nicht beanstandet werden, allerdings widersprach das der vertraglich geschuldeten Leistung.

 

PS: In der VOB Ausgabe 2006 wurde dieser „Fehlschuß“ aus 2005 wieder berichtigt. Fortan (bis heute) steht dort wieder „Dämmstoffe“

PPS: Es gibt heute noch Planer die glauben, dass Ortschäume unzulässig als Dämmmaterial in der Bauanschlußfuge sind.

 

3 Feb 2016

Bauen heute – Wir müssen umdenken!

Wird es nicht heute Zeit, dass sich die Bauschaffenden wieder auf das Basiswissen des Bauens besinnen, anstatt immer höherer energetischer Effizienz im Hochbau zu realisieren, welche schon seit einigen Jahren nicht mehr beherrschbar umgesetzt werden kann?

Warum kommt keiner auf die Idee, voran die Architekten- und Handwerkerverbände, dies auch mal in letzter Konsequenz auszusagen und entsprechend die (Not-) Bremse zu ziehen?

Wir werden die sanierungsbedürftige Quittung erhalten, welche sich heute schon abzeichnet.

Es steht außer Frage, dass Wohnräume so wenig wie möglich Energie zur Beheizung benötigen sollten. Es muss und sollte endlich konsequent diskutiert werden, wie wir dazu kommen!

Es kann nicht das Ziel sein, dass wir dem Irrglauben unterliegen, dass ein Passivhaus langfristig schadenfrei bleibt, oder das ein +Energiehaus wirtschaftliche Erträge generiert.  Das ist milde gesagt „Bauernfängerei“. Die Kosten für Unterhalt der Anlage(n) und notwendige Rücklagen für Sanierung/Instandsezung werden die „angedachten Gewinne“ langfristig auffressen.

Gehen wir einen Schritt zurück und bleiben im HEUTE. Wie wird heute gebaut und wie reagieren Planer/Industie/Handwerker auf immer wiederkehrende Mängel der stetig steigenden energetischen Anforderungen?

Planer/Architekten/Bauleiter: Mal ehrlich, hier gibt es kaum Gegenwehr, obwohl genau diese Berufsgruppen es besser wissen sollte. Und es wird drauflos geplant/gebaut… und die Bauleiter immer mit den neuesten Produktdatenblättern in der Seitentasche, um überhaupt noch im Bilde zu sein, was der Handwerker gerade einbaut. Verstehen was darin steht? Nein, dass geht zeitlich nicht (mehr). Und immer die Hoffnung, dass innerhalb 5 Jahren keine Mängelanzeige erstattet wird.

Industrie: Es gibt momentan kein besseres „Schlachtfeld“ als die Baubranche, wenn es um neue „innovative“ Produkte geht. Selbst eierlegende Wollmilchschweine werden (fast) versprochen. Problem nur, dass diese Produkte weder die langfristige Eignung (a.a.R.d.Technik) bewiesen haben, oder das Produkt grundsätzlich für den angedachten Einsatzbereich geeignet ist, was in den Datenblättern/Prüfzeugnissen explizit eingegrenzt wird… nur das sagt der Hersteller nicht… zu Lasten des Bauherrn, Planers und Handwerkers.

Handwerker: Die „Ärmsten“ in dem ganzen Prozedere. Sie müssen über die aktuellsten Produkte und entsprechenden Normen, Leitfäden und sonstige Abhandlungen im Bilde sein (ist meistens nicht leistbar). Leider „rennt“ so mancher seriöse Handwerker ins Verderben, weil er genau DIE oder DIE andere Handlungsempfehlung des Herstellers oder aktualisierte Norm nicht gelesen hat.

Der Bauherr: Ja auch der Bauherr hat eine Mitschuld, wenn er glaubt, dass er für den Preis eines „POLOs“ eine „E-Klasse“ bekommt… mit dem sich auch der Planer und Handwerker konfrontiert sieht.

Was ist die Lösung?: Ich weiß es in der Gesamtheit auch nicht. Aber es muss der Anfang gemacht werden umzudenken. Also vielleicht sogar wieder zurück zur monolytischer Bauweise, mit energieeffizienten tragfähigen Bausteinen in ausreichender Stärke. Und den Grundsatz aufgeben, dass wir Enegerie „einsparen“ können (geht physikalisch eh nicht), sondern wie uns zur Verfügung stehenden regenerativen Energiequellen noch viel effizienter genutzt werden können. Hier sollten die Förder- und vor allem Forschungsmittel des Staates investiert werden.

Zukunftsvision?: Man stelle sich vor, dass in vielleicht 20-30 Jahren jedes Haus eine 1,0 m² Photozelle auf dem Dach hat, was ein ganzes Haus mit ausreichend Heizleistung und Stom versorgen kann und auch die Spitzenertragszeiten, in einem kostenkünstigen Speichermedium sichern kann. Wenn dem so wäre… warum dann noch „Energie sparen“… an der Gebäudehülle!

So oder so ähnlich kann es aussehen? Oder doch nicht?

Nur mal so zum Nachdenken.